„Ich habe einfach kaum noch Luft bekommen. Es war, als würde ein schwerer Stein auf meinem Brustkorb liegen.“ Mit diesen Worten schildert die 32-jährige Annemarie Krüger aus Eicklingen ihren Schockmoment vor einigen Tagen. Wenig später ging es mit Blaulicht ins Allgemeine Krankenhaus (AKH) Celle. Die Diagnose: Lungenembolie, Lebensgefahr. Mit einer neuen Operationsmethode, der sogenannten interventionellen Thrombektomie, konnten die Ärzte der jungen Frau das Leben retten.
Es war eigentlich ein ganz normaler Sonntagmorgen. Annemarie Krüger war früh mit ihrem zweijährigen Sohn aufgestanden. „Ich habe mich dann kurz nochmal hingelegt, weil mir irgendwie schummrig war“, erzählt die 32-Jährige. Dann kurzer Blackout, Ohnmacht. Der Zweijährige findet seine Mutter, läuft zum Papa, der gerade Brötchen holen wollte, und sagt: „Mama schläft ganz komisch.“
Beide laufen zur Mutter, die mittlerweile schon wieder halbwegs bei Bewusstsein war. „Sofort spürte ich diese Luftnot. Ich konnte einfach kaum atmen“, erzählt Annemarie Krüger. Der gerufene Rettungswagen brachte die junge Mutter schließlich ins AKH.
„Aufgrund der Symptome und des schwachen Kreislaufs haben wir sofort ein CT gemacht und eine Lysetherapie eingeleitet, um die festgestellten Blutgerinnsel aufzulösen“, sagt Prof. Dr. Eberhard Schulz, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am AKH. Der Zustand der 32-Jährigen verbesserte sich daraufhin zwar etwas, sie klagte aber noch immer über starke Luftnot.
Weil auch der Kreislauf immer wieder absackte, entschied man sich dann für eine Not-Operation. In Windeseile sorgte man für die notwendigen personellen Ressourcen – ein Arzt eilte sogar von seiner eigenen Geburtstagsfeier ins AKH. So waren am Ende vier Ärzte und fünf Pflegefachkräfte an der Operation beteiligt. „Das Personal war auch wichtig, weil wir für den Eingriff unsere Herz-Lungen-Maschine einsetzen mussten, da der Zustand der Patientin wirklich sehr kritisch war“, erläutert Prof. Schulz.
Die Ärzte hatten sich dabei für ein relativ neues Verfahren entschieden – eine interventionelle Thrombektomie. „Vereinfacht gesagt wird über die Leiste ein Katheter bis zu den verstopften Gefäßen vorgeschoben, die Blutgerinnsel werden dann wie mit einer aufgezogenen Spritze herausgezogen“, sagt der Mediziner. Der Eingriff dauerte fast drei Stunden – und rettete Annemarie Krüger das Leben.
„Als ich nach der Operation wieder aufwachte und ich wieder frei atmen konnte – das war einfach fantastisch“, sagt die junge Mutter mit großer Erleichterung. Nur wenige Tage später konnte sie sogar schon nach Hause entlassen werden.
„Wir vermuten, dass sich Thrombosen aus den Beinen gelöst haben und über das Herz in die Lunge gewandert sind. Und in den kleinen Verästelungen der Lunge setzen sich die Blutgerinnsel dann fest und können eine solch schwere Lungenembolie auslösen“, erklärt Chefarzt Prof. Schulz. „Jetzt suchen wir natürlich nach der Ursache für diese Blutgerinnsel. Rauchen können wir hier ausschließen – andere Ursachen könnten etwa Bewegungs- oder Flüssigkeitsmangel sein. Oftmals handelt es sich aber auch um eine angeborene, aber bislang noch nicht erkannte Gerinnungsstörung.“
Annemarie Krüger hofft natürlich auch, dass die Ursache gefunden wird und lobt dann das Team des AKH. „Ich danke allen, die sich so lieb um mich gekümmert haben“, sagt sie. Nach nicht mal einer Woche im Krankenhaus geht es dann schon wieder nach Hause. „Und diesen Sonntag werden wir als Familie auf jeden Fall ganz besonders genießen“, sagt die junge Mutter und kann dabei schon wieder lächeln.