Denn von jetzt auf gleich einfach aufhören, „das kann ich nicht“, sagt Dr. Wiedbrauck. Er ist einfach mit Leib und Seele Mediziner. Ganz wichtig dabei: Der Einsatz direkt am Menschen. Vielleicht war er deswegen auch lange im Bereich der Notfallmedizin tätig und hat großen Wert auf eine breite medizinische Ausbildung gelegt. „Wenn einer umfällt, musst du ihm helfen können – das war immer mein Leitspruch“, erklärt der leitende Oberarzt.
Sein Medizinstudium hat er dabei in Hannover absolviert. Danach ging es aber nicht sofort ins AKH, sondern erstmal zur See. Denn Dr. Wiedbrauck leistete seinen Grundverdienst auf der Fregatte Lübeck rund ums „nasse Dreieck“ zwischen Großbritannien, Norwegen und Island. „Die hatten damals schon viel Vertrauen in mich, ich war der einzige mit medizinscher Ausbildung an Bord“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. „Die Einführung war sehr kurz. Die haben nicht viel mehr gesagt als: Wenn sie nicht zurechtkommen, bestellen sie einen Hubschrauber.“
Nach diesem maritimen Abstecher ging es dann aber ins AKH – und in dem Celler Krankenhaus absolvierte er schließlich seine gesamte berufliche Laufbahn. Schon ziemlich früh kristallisierte sich dabei das medizinische Steckenpferd für Wiedbrauck heraus: die Endoskopie innerhalb der gastroenterologischen Klinik. Dabei sind mit seinem Namen einige medizinische Meilensteine verbunden, wie etwa die erste perkutane endoskopische Gastrostomie, die im AKH durchgeführt wurde – ein besonderes Verfahren zur Anlage einer Ernährungssonde im Magen – oder die Einführung der Dünndarmdiagnostik.
Schwerpunkt in den vergangenen 20 Jahren war die sogenannte Kapsel-Endoskopie des Dünndarms. Dabei schlucken die Patientin bzw. der Patient eine Kapsel mit mehreren ultrakleinen Kameras – so können dann Blutungsquellen wie etwa Gefäßmissbildungen oder Tumoren erkannt werden. Dr. Wiedbrauck war dabei Mitautor mehrerer Standardwerke zu diesem Thema und führte auch etliche Fortbildungen durch.
„Die Arbeit direkt mit den Menschen hier am AKH fand ich immer spannend. Außerdem bin ich Teil eines herausragenden Teams. Da hatte ich nie den Wunsch, vielleicht auch mal in ein anderes Krankenhaus zu wechseln“, sagt Wiedbrauck. „Aber natürlich kann ich nach so langer Zeit im AKH nicht von einem Tag auf den anderen aufhören“, ergänzt der Mediziner. Er wird deshalb weiterhin Fortbildungen anbieten und Endoskopien im ambulanten Bereich durchführen.
Es ist aber auf jeden Fall mehr Zeit, um seinem Hobby nachzugehen – Reisen in ferne Länder. „Außerdem habe ich einen großen Garten – und ich freue mich auf mehr Zeit mit der Familie“, erzählt Wiedbrauck, dessen ältester Sohn übrigens auch Mediziner geworden ist. „Aber über 40 Jahre in einem Haus – das wird er nicht schaffen. Er hat schon einmal gewechselt“, sagt der Oberarzt abschließend mit einem Lächeln im Gesicht.